Thursday, January 17, 2013

Review: Scharfe Zähne

Heute habe ich Scharfe Zähne von Toby Barlow fertig lesen. "Romeo und Julia - Werewolfstyle" steht hinten auf dem Buchrücken. Warum das so ist, verstehe ich bis jetzt immer noch nicht.

Scharfe Zähne ist ein Buch über Werwölfe, die in LA leben töten, das ist richtig. Es ist außerdem ein Epos, und damit meine ich die äußere Form, eine Art assoziative Gedichtstruktur in kurzen Abschnitten, unterteilt in insgesamt fünf Bücher. Diese Abschnitte schließen sich zu ganzen Sätzen zusammen, die teilweise scheinbar willkürlich unterbrochen und in der nächsten Zeile weitergeführt werden. Die Sprache selbst ist großartig (nenne ich das mal), episch (der Form entsprechend) und schlichtweg brutal.

Der Inhalt gibt eine Vielzahl von Geschichten in vielen verschiedenen Perspektiven wieder, die alle miteinander verschlungen sind. Die englische Wikipedia fasst das so zusammen: Packs of werewolves struggle for power in the underbelly of Los Angeles. Akkurater geht es glaube ich nicht. Da gibt es zum Beispiel Anthony, ein Hundefänger, der sich in eine unbenannte Werwölfin verliebt. Die beiden sind die Hauptcharaktere. Daneben gibt es Lark, der Anführer einer Werwolf-Gang, der nach dem Zerschlagen seines Rudels ein neues aufbauen muss. Weitere Perspektiven von vielen Werwölfen verschiedenster Rudel. Außerdem gibt es Peabody, ein Polizist, der den Wölfen und den Hundefängern auf der Spur ist.

Beim Lesen war der einzige Gedanke, den ich wirklich die ganze Zeit hatte, dass das ein unglaubliches Buch ist. Es ist brutal, es ist blutig, es erklärt sich nicht, es entschuldigt sich nicht. Es gibt viel Blut und Fluchen und Gewalt im Allgemeinen. Aber es heischt nicht nach Aufmerksamkeit, es steht vollkommen für sich selbst. Das Buch ist kein typisches Werewolfbuch im Stil von denen, die wir vielleicht von Patricia Briggs oder Kelley Armstrong kennen. Hier klingen mehr die Töne von Glen Duncan an, und darüber hinaus. Der Autor schreibt, er findet, der Werwolf verdient ein Epos wie die Ilias, und genau das hat er bekommen. Das Buch ist erhaben, könnte ich sagen, es ist niemals kitschig, niemals zuviel, es trägt sehr viel Realität in sich. Es versteht seine Charaktere und beschäftigt sich mit ihnen, auch mit Plotlinien, die vielleicht auf den ersten Blick "überflüssig" erscheinen, tatsächlich aber nur eine weitere Fassade zu diesem Gesamtbild hinzutragen.

Eine Leseprobe:

Lark biegt in die Auffahrt
die Scheinwerfer bieten die Vorschau auf einen schlechten Film.
Er springt raus und bewegt sich rasch.
Es ist ein wenig nach zwei nachts und
nichts riecht gut.
Alle Lichter sind an,
die Eingangstür offen.
Er hört Sirenen, weit weg.
Er ist drinnen
mit mehr Eindrücken konfrontiert
als er in der kurzen Zeit bewältigen könnte.
Drei Schritte weiter rein und schon hat er
die beiden toten Hunde im Wohnzimmer gesehen.
Das Haus ist leer.
Die Sirenen werden lauter.
Überall ist Blut.
Wie ein Jackson-Pollock-Valentine, denkt er,
schnell die Tür versperrend.
Sich durch die Zimmer bewegend,
mit der Flüssigkeit von Wasser,
dreht er jedes Licht aus.
Schlafzimmer. Küche. Wohnzimmer.
Dann wickelt er die toten Hunde in einen Teppich und
Schiebt sie hinter die Couch.
Wartet. Die Sirenen.

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